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Jubelzone

Dramatische Geschichten aus der Zeit der politischen Turbulenzen in Mittel- und Osteuropa von 1968 bis zur Gegenwart.

Erschienen am 25.10.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783938706251
Sprache: Deutsch
Umfang: 488 S.
Format (T/L/B): 4 x 22 x 14.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Diese dramatische Geschichte schrieb zum größten Teil das Leben selbst. Es handelt sich um eine bis zu einem gewissen Maß autobiographische Geschichte des Protagonisten, des Slowaken Jozef Balaz, der im August 1968, ein paar Tage vor der sowjetischen Invasion in die Tschechoslowakei den deutschen Studenten, den Volleyballspieler Thomas Ankermann kennen lernte, der mit seiner Mannschaft in der Nacht von 20. auf den 21. August 1961 nach Deutschland zurückkehrte. In der gleichen Nacht kam über die sowjetisch-tschechoslowakische Grenze die Administrationskraft der Okkupationsarmee Alexandra ins Land, die aus Liebe zu Jozef, den sie in Kiew im Sommer 1968 kennen gelernt hatte, freiwillig kam, um im Kampf gegen die angebliche Konterrevolution den Tschechen und Slowaken zu helfen. Der Autor beschreibt das erste Mal in der slowakischen Literatur die Invasion basierend auf den Gefühlen und Ansichten eines damaligen sowjetischen Soldaten. Jozef besuchte im Sommer 1969 Thomas in Neuwied in Deutschland und lud ihn ein, ein Jahr später ihn und seine Familie in Bratislava zu besuchen. Der eiserne Vorhang wurde jedoch im Frühjahr 1970 für zwanzig Jahre zugezogen. Die Freundschaft von Thomas und Jozef wurde unterbrochen. Jozef wurde als tschechoslowakischer Diplomat in die ehemalige DDR gesandt, Thomas lebte in Westberlin und gehörte zu den Sympathisanten von Rudi Dutschke. Später trat er in die Politik ein. Beide befanden sich auf der Suche nach einander und ahnen nicht, dass sie wortwörtlich nur ein paar Meter von einander entfernt wohnten. Getrennt waren sie indes durch die Berliner Mauer. Alexandra heiratete einen sowjetischen Leutnant, der während seines Einsatzes in Afghanistan starb. Alle drei Helden trafen sich im Jahr 2005 wieder unter unglaublichen Bedingungen. Thomas' Besuch in Bratislava fand schließlich statt, auch wenn mit einer siebenunddreißigjährigen Verspätung. Die Geschichte entstand aufgrund einer tatsächlichen Begebenheit, als die Tochter des Autors während ihres Aufenthaltes in München im Jahre 2005 den verloren geglaubten Freund des Vaters, Thomas, fand. Im Hintergrund des Romans der Ukrainerin, des Deutschen und des Slowaken entwickeln sich die Ereignisse im Zeitraum von 1968 bis 2005 und die Lebensgeschichten der Hauptdarsteller: Die Invasion der Armeen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei, die Studentenrevolte in Deutschland und in Westeuropa im Jahr 1968, die Proteste gegen den Krieg der USA in Vietnam, der Lockerungsprozess, die Verarbeitung der Nazivergangenheit auf der einen und der kommunistischen Vergangenheit auf der anderen Seite, die steigende Ohnmacht der veralteten Führung der Sowjetunion, der Tod von Breschnew, Andropov und Tschernenko, der Amtsantritt von Gorbatschow, die Sowjetische Perestroika, der versuchte Putsch in Moskau, der Amtsantritt von Jelzin und danach von Putin, das Ende der DDR, der Fall der Mauer, das Öffnen des Grenzübergangs Bornholmer Brücke, die Samtrevolution in der Tschechoslowakei, der Zerfall der Sowjetunion, die Teilung der Tschechoslowakei, die Wiedervereinigung Deutschlands, die Entstehung der Slowakischen Republik. Der Roman "Jubelzone" ist eine ungewöhnliche Kombination der emotionalen Freundschaftsgeschichte vom Slowaken Jozef und dem Deutschen Thomas und der Liebe von Alexandra und Jozef mit dem politischen Thriller auf die Art von "Da Vincis Code". Der Leser trifft auch auf reale Figuren - Honecker, Schabowski, Krenz, Dutschke, Brandt, Dubcek, Husak, Bilak, Chnoupek, Kadar, Ulbricht, Gomulka, Schiwkow, Breschnew, Andropov, Jelzin, Juschenko, Meckel und andere. Der Autor wirkte als Diplomat in Berlin, Wien und Prag, in den Jahren von 2002 bis 2006 war er Abgeordneter des slowakischen Parlaments und Vizepräsident der Parlamentsversammlung der NATO. Er hatte Zutritt zu vielen, bis jetzt nicht veröffentlichten Unterlagen. Mit professioneller Genauigkeit beschreibt er die Hintergründe der Politik, Diplomatie und der Geheimdienste. Der Roman wurde am 20. 8. 2008

Autorenportrait

Jozef Banás ist am 27. September 1948 in Bratislava geboren. Im Jahr 1972 beendete er das Studium an der Wirtschaftshochschule in Bratislava. Er war Diplomat in der DDR (1983 bis 1988 als Presseattachée), und in Österreich (1990 bis 1992 als stellvertretender Botschafter der Tschechoslowakei). In den Jahren 2002 bis 2006 wirkte er als Abgeordneter des Nationalrates der Slowakischen Republik und wurde zum Vizepräsidenten der Parlamentarischen Versammlung der NATO gewählt. Jozef Banás hat über zweihundert Kommentare, vier TV-Inszenierungen, ein Filmdrehbuch, drei Theaterkomödien und sieben Bücher geschrieben. Die Satire Idioten in der Politik (2007), die Doku-Romane Jubelzone (2008) und Stoppt Dubcek! (2009) sind Bestseller in der Slowakei geworden. Die Jubelzone erhielt in der Slowakei die Auszeichnung 'Buch des Jahres 2008' und erschien im Jahr 2009 auch in der Tschechischen Republik.

Leseprobe

Diplomaten neigen häufig dazu, nach der Pensionierung ihre Erfahrungen und Erlebnisse aufzuschreiben und als Buch zu veröffentlichen. Manche schildern Geschichte und Menschen der Länder, in denen sie Dienst taten. Andere beschränken sich auf die Analyse politischer Vorgänge. Und wieder andere stellen sich selbst in den Mittelpunkt und erzählen ausschweifend ihr berufliches Leben. Jozef Banás wählte keine dieser publizistischen Formen. Er schrieb einen Doku-Roman, in dem er Zeitgeschichte mit dem Schicksal von teils fiktiven, teils authentischen Personen geschickt verknüpft. Die dramatisch zugespitzten Lebensläufe seiner Protagonisten, eingebettet in die jüngere Historie Mittel- und Osteuropas, ermöglichen es vor allem jüngeren Lesern, rational und emotional nachzuvollziehen, was sich seit Ende der 60er Jahre zwischen Moskau, Kiew, Bratislava, Prag und Berlin bis zum Fall des Eisernen Vorhangs ereignet hat. Und in welche Konflikte Menschen gestürzt wurden, die unter den Bedingungen von kommunistischen Diktaturen leben mussten. Wie sie sich beugen und lavieren mussten und trotzdem versuchten, ihre Selbstachtung zu wahren. Hauptfiguren in diesem Polit-Thriller sind die Ukrainerin Alexandra Josifowna, genannt Sascha, ein Westdeutscher mit Vornamen Thomas und der mit ihm befreundete Slowake Jozef Balaz, der unverkennbar die Züge des Autors trägt. Ihre an persönlichen Schicksalsschlägen reichen Lebensgeschichten spiegeln die Erfahrungen wider, die viele Menschen ihrer Generation diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs gemacht haben: Verstrickungen in den politischen Extremismus im Westen, Machtkämpfe, Opportunismus und Treuebruch im Osten. Aber auch Beispiele von selbstlosem Handeln und grenzüberschreitender lebenslanger Freundschaft. Ich habe Jozef Banás in den 80er Jahren in Ost-Berlin kennengelernt. Ich war damals DDR-Korrespondent des Hamburger Magazins 'Stern'. Zugleich war ich in Prag und anderen Hauptstädten des Ostblocks akkreditiert. In der Botschaft der damaligen CSSR bekam ich das Visum für meine Reisen an die Moldau. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich regelmäßig mit dem Presse-Attaché unterhalten. Jozef Banás war anders als die Funktionäre aus dem DDR-Außenministerium: Locker und offen. Einer, der seine kritische Meinung nicht hinter Phrasen versteckte. Später sind aus den beruflichen auch private Kontakte geworden. Der lebenskluge Diplomat, der Apparatschiks herzlich verabscheute, hat in seinem Gastland genau hingeschaut, wie ein guter Journalist, der er auch war. Die Schilderung des alljährlichen Volksaufmarsches am 1. Mai, die dem Buch den Titel gab, ist durchzogen von bissiger Ironie. Dem Leser wird die Verlogenheit des inszenierten Spektakels vor Augen geführt, bei dem die Mächtigen auf der Tribüne den Untertanen huldvoll winkten, während diese ihre Führer mit vorgegebenen Parolen hochleben ließen. Aber kaum waren die Jubler aus dem Blickfeld der Fernsehkameras verschwunden, war es mit der Begeisterung für den realen Sozialismus vorbei. Am Ende warfen sie ihre Transparente in bereit gestellte Container, die gleich nach dem Ende des Umzugs zur Müllkippe gebracht wurden. Köstlich auch zu lesen, wie Balaz alias Banás mit seinem Hang zu kleinen Provokationen Volkspolizisten in Verlegenheit brachte. Als wohl einziger Botschaftsangehöriger in Ost-Berlin fuhr er einen Trabant, einen Zweitakter aus Zwickau mit rotem Diplomaten-Kennzeichen. Es bereitete ihm großes Vergnügen, wenn er bei Verkehrsverstößen gestoppt und vom Uniformierten als vermeintlicher DDR-Bürger barsch angeschnauzt wurde. Kaum hatte er dem verdutzten Ordnungshüter seinen roten Ausweis gezeigt, murmelte der Entschuldigungen und schlich davon. Viele Abschnitte der 'Jubelzone' lesen sich wie ein Geschichtsbuch. In knappen Szenen lässt der Autor Politiker, Militärs und Geheimdienstler zu Wort kommen, wie sie Entscheidungen von historischer Tragweite vorbereiten und treffen. Das beginnt im Moskauer Kreml beim Abwägen des Für und Wider beim

Inhalt

Danke! Vorwort Peter Pragal PROLOG Teil I Kapitel I: KIEW 2005 Kapitel II: BERLIN (West) 1968 Kapitel III: KIEW 1968 Kapitel IV: NEUWIED 1968 Kapitel V: MOSKAU 1968 Kapitel VI: PRAG 1968 Kapitel VII: KIEW 1968 Kapitel VIII: WASHINGTON 1968 Kapitel IX: BRATISLAVA 1968 Kapitel X: PRAG 1968 Kapitel XI: KOKTEBEL (Krim) 1968 Kapitel XII: NEUWIED 1968 Kapitel XIII: BRATISLAVA 1968 Kapitel XIV: ZVOLEN (Slowakei) 1968 Kapitel XV: BRATISLAVA 1968 Kapitel XVI: MOSKAU 1968 Kapitel XVII: BRATISLAVA 1968 Kapitel XVIII: BRATISLAVA 1968 Kapitel XIX: USCHGOROD (Ukraine) 1968 Kapitel XX: BERLIN (West) 1968 Kapitel XXI: BERLIN (West) 1968 Kapitel XXII: KIEW 1968 Kapitel XXIII: NEUWIED 1968 Kapitel XXIV: BRATISLAVA 1969 Kapitel XXVKOLODNE (Ukraine) 1969 Kapitel XXVINEUWIED 1969 Kapitel XXVIIKOLODNE (Ukraine) 1969 Kapitel XXVIIINEUWIED / BRATISLAVA 1969 Teil II Kapitel I: BRATISLAVA 1970 Kapitel II: BERLIN (West) 1970 Kapitel III: PREÅ OV (Slowakei) 1970 - 1971 Kapitel IV: KOMSOMOLSK AM AMUR 1971 Kapitel V: BRATISLAVA 1971 - 1974 Kapitel VI: BERLIN (West) 1971 - 1972 Kapitel VII: PIESTANY (Slowakei) 1975 Kapitel VIII: BERLIN (West) 1972 - 1979 Kapitel IX: MOSKAU 1977 Kapitel X: PRAG 1977 Kapitel XI: BERLIN (West) 1981 Kapitel XII: MOSKAU 1979 / FEYZABAD 1982 Kapitel XIII: PRAG 1978 Kapitel XIV: MOSKAU 1982 Kapitel XV: BRATISLAVA 1977 - 1980 Kapitel XVI: BERLIN (West) / NEUWIED 1982 - 1983 Kapitel XVII: BRATISLAVA / PRAG 1982 Kapitel XVIII: MOSKAU 1982 - 1987 Kapitel XIX: BERLIN (Ost) 1983 - 1986 Kapitel XX: BERLIN (West) 1987 Kapitel XXI: BERLIN (Ost) 1987 Kapitel XXII: MOSKAU 1988 Kapitel XXIII: PRAG / BERLIN (Ost) 1987 Kapitel XXIV: PRAG 1987 Kapitel XXV: BERLIN (Ost) 1987 Kapitel XXVI: BERLIN (Ost) / MOSKAU 1989 Kapitel XXVII: BERLIN (Ost) 1989 Kapitel XXVIII: BERLIN (Ost) / FRANKFURT (Oder) 1989 Kapitel XXIX: BERLIN (Ost) 1989 Kapitel XXX: BERLIN (Ost) 1989 Kapitel XXXI: BERLIN (Ost) / BRATISLAVA 1989 Kapitel XXXII: BERLIN (Ost) 1989 Teil III Kapitel I: PRAG / BRATISLAVA 1989 Kapitel II: BRATISLAVA / PRAG 1989 Kapitel III: MOSKAU 1989 - 1991 Kapitel IV: BERLIN (Ost) 1989 Kapitel V: BRATISLAVA 1989 Kapitel VI: BRATISLAVA 1989 - 1991 Kapitel VII: BERLIN 1991 Kapitel VIII: WIEN / PRAG 1992 Kapitel IX: MOSKAU / KIEW 1991 - 2005 Kapitel X: BRATISLAVA 1992 - 1999 Kapitel XI: PRAG / BRATISLAVA 1992 - 1998 Kapitel XII: BERLIN 1990 - 2005 Kapitel XIV: BRATISLAVA 2004 Kapitel XV: KIEW 2005 Kapitel XVI: BRATISLAVA 2005 Kapitel XVII: BERLIN / BRATISLAVA 2006 Kapitel XVIII: KOLODNE 2006 EPILOG