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Lehrbuch der Soziologie

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Erschienen am 22.07.2020, Auflage: 4/2020
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593443850
Sprache: Deutsch
Umfang: 992 S., 77.04 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Die ganze Soziologie im Blick.Der große »Joas und Mau« ist das umfassende Lehrbuch der Soziologie. Es legt nicht nur Wert auf solides Fachwissen, sondern auch auf gute Didaktik. Führende Vertreterinnen und Vertreter des Fachs geben darin einen leicht verständlichen Überblick über Geschichte, Methoden und Gegenstandsbereiche der Soziologie und bieten gleichzeitig eine Einführung in den neuesten Wissensstand. Jedes der 26 Kapitel wird durch Abbildungen, Grafiken und Tabellen aufgelockert und schließt mit Zusammenfassung, Kontrollfragen und Glossar.Erstmals 2001 erschienen, wurde das Lehrbuch an deutschsprachigen Universitäten zu einem erfolgreichen Standardwerk. Für die vorliegende, vollständig aktualisierte und erweiterte 4. Auflage ist Steffen Mau als Mitherausgeber gewonnen worden. Neuerungen sind Kapitel zu »Digitalisierung« und »Sozialpolitik«, ein zusätzliches Kapitel zu sozialwissenschaftlichen Methoden, eine Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten und last but not least eine Website mit Online-Materialien als Hilfestellungen und Anregungen für die Lehre. Damit bietet das Lehrbuch auf BA- und Nebenfachstudierende zugeschnittene Einführungen in die wichtigsten Themengebiete der Soziologie. Und es stellt Dozentinnen und Dozenten reichhaltiges Material zur Planung ihrer Lehrveranstaltungen zur Verfügung.Inhalt:Das Wissen von der Gesellschaft1. Die soziologische Perspektive (Hans Joas)2. Quantitative Sozialforschung (Thomas Hinz)3. Qualitative Sozialforschung (Udo Kelle)Das Individuum und die Gesellschaft4. Kultur (Karl-Siegbert Rehberg& Stephan Moebius)5. Interaktion, Institution und Gesellschaft (Ansgar Weymann)6. Sozialisation (Dieter Geulen , Hermann Veith)7. Der Lebenslauf (Walter R. Heinz& Reinhold Sackmann)8. Abweichung und Kriminalität (Fritz Sack)Differenz und Ungleichheit9. Gruppen und Organisationen (Uwe Schimank)10. Soziale Ungleichheit und Sozialstruktur (Steffen Mau& Roland Verwiebe)11. Ethnizität, Nation, Rasse (Christian Joppke)12. Geschlecht und Gesellschaft (Theresa Wobbe& Gertrud Nunner-Winkler)Gesellschaftliche Institutionen13. Familie (Anja Steinbach& Karsten Hank)14. Bildung (Jutta Allmendinger& Heike Solga)15. Religion (Detlef Pollack)16. Sozialpolitik (Claus Wendt& Thomas Bahle)17. Medien (Andreas Hepp)Sozialer Wandel und Globalisierung18. Wirtschaft und Arbeit (Jens Beckert)19. Technik und Gesellschaft (Werner Rammert& Ingo Schulz-Schaeffer)20. Staat, Herrschaft und Demokratie (Stefan Lessenich& Claus Offe)21. Globale Ungleichheiten (Anja Weiß)22. Bevölkerung (Michaele Kreyenfeld& Dirk Konietzka)23. Städte, Gemeinden und Urbanisierung (Hartmut Häußermann , Walter Siebel)24. Soziale Bewegungen und kollektive Aktionen (Dieter Rucht& Friedhelm Neidhardt)25. Umwelt (Karl-Werner Brand& Fritz Reusswig)26. Digitalisierung (Philipp Staab)Das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten in der Soziologie (Ruth Manstetten)GesamtglossarBildnachweisePersonenregisterSachregisterAutorinnen und Autoren

Autorenportrait

Hans Joas (geb. 1948) ist Soziologe und Sozialphilosoph. Er lehrt als Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor für Religionssoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist außerdem Professor und Mitglied des Committee on Social Thought an der University of Chicago. Von 2011 bis 2014 war er Fellow am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und zuvor Leiter des Max-Weber-Kollegs der Universität Erfurt.Steffen Mau (geb. 1968), Soziologe und Politikwissenschaftler, ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war er elf Jahre lang Professor für Politische Soziologie an der Universität Bremen. Zahlreiche Gastprofessuren und Fellowships führten ihn u.a. an das Centre d'études européennes et de politique comparée Sciences Po in Paris, an die schwedische Universität Umeå und die London School of Economics. 2018 war Steffen Mau Fellow am Center for European Studies an der Harvard University.

Leseprobe

Vorwort der Herausgeber Die Soziologie ist ein faszinierendes Fach. Zugleich bietet sie in der Öffentlichkeit immer wieder ein verwirrendes Bild. Berüchtigt für ihre angeblich unverständliche Sprache, von inneren Auseinandersetzungen durchzogen, zu Selbstzweifeln neigend, hat die Soziologie Schwierigkeiten, ihr Wissen einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln. In die Medien gelangen meist nur pauschalisierende Zeitdiagnosen und demoskopische Befunde. Dies alles hat mit dem Reichtum seriöser soziologischer Forschung und Theoriebildung recht wenig zu tun.Das vorliegende, nunmehr in vierter, aktualisierter und erweiterter Auflage erschienene »Lehrbuch der Soziologie« setzt sich zur Aufgabe, einen leicht verständlichen Überblick über das Fach zu geben. Zwar finden sich vielerlei Einführungen in die Soziologie einerseits, Handbücher für Fachleute andererseits, aber kein vergleichbares Lehrbuch, das in der vorliegenden Breite in den neuesten Wissensstand der Disziplin einführt. Ursprünglich inspiriert von einem didaktisch besonders gelungenen US-amerikanischen Vorbild, werden in diesem Lehrbuch die großen Themengebiete der Soziologie von der Familie bis zur Umwelt, von Wirtschaft und Arbeit bis zu Religion und Geschlecht, vom Lebenslauf bis zur sozialen Schichtung von führenden deutschsprachigen Fachvertreterinnen und -vertretern in allgemeinverständlicher Weise dargestellt. Das Lehrbuch der Soziologie soll ein Leitfaden des akademischen Unterrichts sein und gleichzeitig ein Kompendium soziologi- schen Wissens für Studierende und Lehrende sowie ferner für ein interessiertes »gebildetes Publikum«. Seit der ersten Auflage im Jahr 2001 ist das Buch in mehreren aktualisierten Auflagen unter der Herausgeberschaft von Hans Joas erschienen und über 45.000 Mal verkauft zu einem Standardwerk der Soziologie geworden.Die vierte Auflage stellt in vielerlei Hinsicht eine grundlegende Neuerung dar: So ist Steffen Mau als Herausgeber dazugestoßen und hat an der inhaltlichen Neugestaltung mitgewirkt. Für über die Hälfte der Beiträge wurden neue Autorinnen und Autoren gewonnen. Viele Kapitel sind inhaltlich neu justiert worden; Zahlen, Tabellen und Grafiken wurden aktualisiert; die vergleichende und die globale Dimension finden noch stärkere Berücksichtigung als bisher. Zudem sind Kapitel hinzugekommen: So enthält das Lehrbuch jetzt zwei getrennte ausführliche Methoden-Kapitel zur quantitativen und qualitativen Sozialforschung. Es bietet jeweils ein neues Kapitel zur Sozialpolitik und zur Digitalisierung und enthält einen ausführlicheren Abschnitt zum Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten in der Soziologie. Eine weitere Neuerung ist die Umstellung auf Farbigkeit, was der allgemeinen Lesbarkeit und dem Verständnis von Abbildungen, Grafiken und Tabellen sehr entgegenkommt. Last but not least gibt es unter https://www.campus.de/lehrbuchdersoziologie eine das Buch ergänzende Website mit Anregungen und Übungen zur Lehre.Ein kurzer Rückblick auf die Entstehungsgeschichte dieses Lehrbuchs mag helfen, seinen Anspruch und genaueren Charakter besser zu verstehen. Die Idee, das Projekt in Angriff zu nehmen, entstand in den Lehrveranstaltungen von Hans Joas am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin in den 1990er Jahren. Es gehörte zu den Aufgaben der soziologischen Abteilung dieses Instituts, Studierenden in einem interdisziplinären Studiengang soziologisches Wissen über die USA und damit gleichzeitig Grundkenntnisse des Fachs Soziologie zu vermitteln. Nun ist es relativ leicht, auf dem hochentwickelten Lehrbuch- markt in den USA für eine solche Veranstaltung geeignete Lehrbücher in englischer Sprache zu finden. Diese waren jedoch für die Lehre im deutschen Sprachraum nicht ganz geeignet, weil sie kein vergleichendes Wissen über Deutschland vermittelten eine Ausbildung, die zwar Kenntnisse über eine andere Weltregion schafft, nicht aber deren Rückbezug auf ein Wissen über das eigene Land bietet, war (und ist) nicht sinnvoll.Bei der Ursprungskonzeption dieses Lehrbuchs ging es daher vor allem um die Schließung dieser Lücke auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Die Umsetzung des Projekts erwies sich dann jedoch als wesentlich schwieriger als gedacht. Es war klar, dass die Soziologie über das Stadium längst hinaus war, in dem ein Einzelner das Fach wirklich umfassend hätte überblicken und darstellen können. Schon für Émile Durkheim, den französischen Klassiker der Soziologie, war es gerade das Zeichen unreifer Wissenschaftsdisziplinen, wenn sie in Ein-Mann-Synthesen zusammengefasst werden konnten. Es musste also ein Kollektivwerk werden. Als entscheidende Hilfe und Inspiration erwies sich dabei das bereits erwähnte US-amerikanische Vorbild, näm- lich die 6. und 7. Auflage des Lehrbuchs Sociology von Craig Calhoun u.a., das zuerst 1994 in New York erschienen war (und dessen letzte Auflage aus dem Jahr 2000 heute nur noch auf dem antiquarischen Markt zu erhalten ist). Ohne dieses konkrete Beispiel eines umfassenden soziologischen Lehrbuchs wäre der Plan eines deutschsprachigen Kompendiums der Soziologie wohl schon in den Startlöchern hängengeblieben. Die Kenntnis dieser Vorlage hat damals die Schwelle zur Zusage der Autorinnen und Autoren gesenkt. Der Umgang damit ist dann sehr unterschiedlich ausgefallen, wobei sich das Lehrbuch mit jeder Überarbeitung weiter von ihr entfernt hat; in der aktuellen vierten Auflage gibt es nur noch in wenigen Kapiteln direkte Überschneidungen.Was in wissenschaftlichen Originalpublikationen ungewöhnlich bis anstößig wäre, erscheint im Falle eines Lehrbuchs nicht nur als zulässig, sondern sogar als geboten. Ein Lehrbuch soll eben nicht die Auffassungen einzelner Forschender und ihr Bemühen um Innovation und Distinktion dokumentieren, sondern den gesicherten Erkenntnisstand eines Fachs sofern die Wissenschaften mit ihrer Tendenz zur immerwährenden Selbstrevision so etwas wie einen gesicherten Erkenntnisstand überhaupt kennen. Klar war und ist, dass die Beitragenden durchweg hervorragende Vertreterinnen und Vertreter ihres Gebiets sein sollten. Nor- malerweise sind diese jedoch regelmäßig zeitlich enorm gefordert. Es ist deshalb besonders erfreulich, dass in praktisch allen Fällen von der ersten bis zur vierten Auflage die zuerst gefragten »idealen« Beitragenden gewonnen werden konnten.Zwei weitere Bemerkungen sind nötig. Erstens: Das vorliegende Lehrbuch wird nicht über eine spezifische theoretische Perspektive integriert, wenn darunter eine der Schulen der theoretischen Soziologie verstanden wird. Aber es zerfällt auch nicht in unverbundene oder zueinander widersprüchliche theoretische Perspektiven. Es wurde vielmehr der pragmatische Weg eingeschlagen, jedem Kapitel als theoretische Strukturierung ein minimales Netz von zentralen Begriffen und konzeptionellen Perspektiven zu Grunde zu legen. Selbstverständlich wäre es naiv zu behaupten, damit sei nichts theoretisch präjudiziert. Es ist durchaus ein gemeinsamer Nenner damit bestimmt worden; den Autorinnen und Autoren blieb aber in diesem Rahmen genügend Freiheit, ihre eigenen Akzente zu setzen. Zwar lassen sich aus diesem Lehrbuch der Sinn und die genaueren Argumente der theoretischen Diskussionen in der Soziologie nicht lernen; es ist aber ein Korridor eröffnet worden, der die Bewegung zwischen konkur- rierenden Theorien erlaubt.Zweitens: Sinn eines Lehrbuchs muss es sein, das Wissen eines Fachs, nicht die subjektiven Sichtweisen der Beitragenden zu präsentieren. Wir haben unsere Aufgabe als Herausgeber demgemäß so interpretiert, dass wir einem Überschuss an Subjektivität entgegenzutreten haben. Zumindest in der Wahl der Beispiele sind immer wieder Tendenzen der Wertung unverkennbar, die nicht mit allgemeiner Zustimmung werden rechnen können selbst nicht innerhalb des Kreises der Beitragenden, noch weniger in dem der Leserinnen und Leser. Dies soll aber nicht die Bemühung verdecken, das jeweilige Pro und Contra im Fall konkurrierender Auffassungen so fair wie möglich darzustellen. Letztlich aber sind die einzelnen Autorinnen und Autoren für ihre Kapitel selbst verantwortlich.Der Anspruch dieses Lehrbuchs ist grandios und bescheiden zugleich. Er ist insofern grandios, als ver- sucht wird, ein Buch vorzulegen, das ein ganzes Fach repräsentiert und dies zudem in einer Form, die nicht nur die eingeübten Angehörigen des Fachs anspricht. Wenn das Fach nach außen spricht, macht es sich selbstverständlich verwundbar; seine Aussagen können nicht durch Verweise auf Methoden und Theorien immunisiert werden. Die Hoffnung ist, dass die deutschsprachige Soziologie bei allen Kontroversen mit einem Lehrbuch, das die Breite des Fachs und ihre Vertreterinnen und Vertreter zwischen zwei Buchdeckeln zusammenführt, stärker zentriert wird, als sie es gegenwärtig ist. Auch zukünftig wird das Lehrbuch durch neue Erkenntnisse oder durch die neue Berück- sichtigung vernachlässigter alter Erkenntnisse immer wieder umgearbeitet werden müssen, und dies könnte selbst ein wenig zu der gewünschten Zentrierung beitragen.Der Anspruch ist aber zugleich bescheiden, da uns bewusst ist, dass ein Lehrbuch in diesem Sinne als die kollektive Stimme eines Fachs immer nur »work in progress« darstellt und somit niemals abgeschlossen sein kann. Sicher wird das Lehrbuch, wie es jetzt vorliegt, auch zukünftig in wissenschaftlicher und in didaktischer Hinsicht verbesserungsfähig sein, ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, die Daten immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei gibt es sicherlich Zielkonflikte zwischen dem Bedürfnis nach Aktualität und dem Wunsch nach gesicherten Datenbeständen.In diesem Buch vermeiden wir die ausschließliche Verwendung des generischen Maskulinums und verwenden bei generalisierten Personenbezeichnungen alternierend die weibliche und männliche Form. Einen darüber hinausgehenden Anspruch einer nicht-binären Geschlechterbezeichnung lösen wir damit allerdings nicht ein, weil viele der damit verbundenen grammatikalischen Folgeprobleme noch nicht konsistent gelöst worden sind und bei den älteren Texten tiefere redaktionelle Eingriffe notwendig geworden wären.Unser Dank gilt zuallererst allen Autorinnen und Autoren des Bandes, die trotz notorisch starker Arbeitsbelastung bestehende Kapitel überarbeitet oder neue Kapitel verfasst haben. Wir danken den Autorinnen und Autoren für ihre Geduld mit Verzögerungen, die sich im Laufe der Zeit immer wieder bei der Arbeit am Lehrbuch ergeben haben. Dank gilt außerdem den Studierenden unserer Lehrveranstaltungen, die uns immer wieder die Bedeutung von guter Didaktik und geeignetem Lehrmaterial in Erinnerung rufen. Wir danken Judith Wilke-Primavesi und Miryam Schellbach vom Campus Verlag für die Bereitschaft und das Durchhaltevermögen, dieses anspruchsvolle Projekt umzusetzen. Ohne das Engagement des Verlages von der Planung bis hin zur technischen und lektoratsmäßigen Betreuung wäre dieses Lehrbuch nicht erschienen. Zu erinnern ist deshalb mit Dankbarkeit auch an die entscheidende Rolle, die Adalbert Hepp für die Verwirklichung der ursprünglichen Fassung des Lehrbuchs gespielt hat. Craig Calhoun, der Hauptverantwortliche für das amerikanische Lehrbuch, das seinerzeit als Vorbild diente, war bei der Grundkonzeption der ersten Auflage hilfsbereit und verständnisvoll. Ohne seine Vorarbeit und Unterstützung und die seiner Koautoren gäbe es dieses deutsche Lehrbuch nicht. Es hat sich nun schon zwanzig Jahre auf dem soziologischen Buchmarkt erfolgreich gehalten und viele Studierendenkohorten geprägt. Wir hoffen, dass es mit dieser komplett revidierten Neuauflage, mit neu hinzugekommenen Autorinnen und Autoren und mit der erweiterten Herausgeberschaft gelingt, auch zukünftige Generationen von Studierenden an das Fach heranzuführen und sie für dieses zu begeistern.Leserinnen und Leser Studierende ebenso wie Forschende und Lehrende der Soziologie möchten wir ausdrücklich zu Rückmeldungen ermuntern. Besuchen Sie die Website zum Lehrbuch unter https:// www.campus.de/lehrbuchdersoziologie, schicken Sie uns auf diesem Weg Ihre Anregungen für Verbesserungen und gern auch eigene Beispiele zur Anwendung sozio- logischer Erkenntnis.Berlin im Mai 2020 Hans Joas und Steffen Mau1Die soziologische PerspektiveHans JoasGibt es etwas Natürlicheres als die Geburt eines Kindes? Wilma und Willem Stuart, ein holländisches Paar in den Dreißigern, waren überglücklich: Wilma hatte zwei gesunde männliche Zwillinge, Teun und Koen, geboren. Zuerst beachteten die Stuarts die äußeren Unterschiede zwischen den Zwillingen nicht groß, doch im Lauf der Monate traten sie immer deutlicher hervor: Teun war blond und hellhäutig wie seine Eltern, Koen hatte dunkle Haut und braunes Kraushaar. Wenn die Stuarts die Babys in ihrem Zwillingskinderwagen spazieren fuhren, wurden sie zum Objekt der Neugierde: »Was? Das sind Zwillinge? Wie ist das denn möglich?«, wollten die Leute wissen. »So, Koen heißt er? Nein, ein holländischer Name für so ein fremd aussehendes Kind!« Schließlich platzte eine Nachbarin damit heraus, was alle glaubten:»Nun gib dein Geheimnis schon zu, Wilma! Du hast zwei Männer gleichzeitig gehabt!« (New York Times, 28. Juni 1995) Wilma empfand die Zwillinge mit unterschiedlicher Hautfarbe wie ein Symbol ehelicher Untreue.Das ganze Geheimnis der Stuarts bestand darin, dass sie nach fünf Jahren erfolgloser Versuche, ein Kind zu bekommen, eine Spezialklinik für In-vitro- Befruchtungen aufgesucht hatten. Als das Getuschel anfing, zogen die Stuarts ihren Arzt zu Rat. Koen, so bewiesen DNA-Tests, hatte einen anderen Vater. Weitere Nachforschungen ergaben, dass die Klinik an dem Tag, als Wilma und Willem Eizellen und Sperma abgeliefert hatten, noch andere In-vitro-Befruchtungen vornahm. Offenbar hatte ein Techniker die Vorschriften nichteingehalten und dieselbe Pipette für zwei Befruchtungen verwendet. Die Hälfte von Koens Genen stammte von einem Mann von der Karibikinsel Aruba, der mit seiner Frau ebenfalls diese Klinik aufgesucht hatte.Eigentlich hatten die Stuarts verhindern wollen, dass ihre Kinder als Retortenbabys stigmatisiert würden. Unter Pseudonym wandte sich das Paar, von der sozialen Missbilligung im Dorf zermürbt und aus Furcht, Koens arubischer Vater könnte das Kind beanspruchen, an die Öffentlichkeit. Über Nacht verwandelte sich die soziale Ächtung in freundliches Lächeln und Glückwünsche: Die Stuarts waren wieder akzeptiert. Trotzdem machten sich Wilma und Willem wegen der Zukunft ihres schwarzen Kindes in einer überwiegend weißen Gesellschaft mit verschiedenen Formen des Alltagsrassismus Sorgen. Der hier geschilderte Fall ist nur einer von vielen, in denen der Einsatz neuer Technologien und der sie begleitende soziale Wandel eine Geburt zu mehr als einem »natürlichen« Vorgang machen.In vielen asiatischen Kulturen zieht man traditionell Söhne Töchtern vor. »Ein Mädchen aufzuziehen«, so lautet die allgemeine Einstellung etwa in weiten Teilen Indiens, »ist genauso wie die Pflanze des Nachbarn zu gießen«. Töchter bedeuten eine finanzielle Last. Nach traditioneller Sitte sind ihre Eltern verpflichtet, deren künftigen Ehemännern eine beträchtliche Mitgift zu geben; sobald die Töchter verheiratet sind, werden sie in die Familie ihres Mannes integriert. Söhne hingegen tragen den Familiennamen weiter und halten Besitz und Vermögen in der Familie, weil sie das Land oder das Geschäft erben. Wenn es kein soziales Sicherungssystem und keine Altenpflegeheime gibt, sorgen die Söhne, von ihren Frauen unterstützt, für ihre Eltern im Alter.Paaren blieb früher nichts anderes übrig, als auf Söhne zu hoffen oder um Söhne zu beten. Die neue Technologie hat aus dem bloßen Wunsch nach Söhnen eine Option gemacht.

Inhalt

InhaltVorwort der Herausgeber 5Inhaltsubersicht 9Inhalt 111 Die soziologische Perspektive25Hans Joas1.1Soziologische Phantasie 281.1.1Fünf Schlüsselbegriffe 291.2Die Soziologie als Wissenschaft361.2.1Die wissenschaftliche Methode371.2.2Soziale Tatsachen 401.3Die Anfange der Soziologie 411.3.1Die Soziologie und die moderne Ära 411.3.2Klassische soziologische Theorien 431.4Moderne soziologische Theorien51Literaturverzeichnis 542 Quantitative Sozialforschung 59Thomas Hinz2.1Ursprunge der quantitativen Sozialforschung 612.2Forschungsdesigns der quantitativen Sozialforschung652.2.1Experimentelles und quasiexperimentelles Design 662.2.2Ex-post-facto-Design692.3Datenformate der quantitativen Sozialforschung 702.3.1Querschnittdaten 702.3.2Längsschnittdaten 712.4Datenerhebungsformen 712.4.1Befragungen 722.4.2Beobachtungen 742.4.3Prozessproduzierte Daten 752.5Stichproben 752.5.1Zufallsstichproben 752.5.2Andere Stichproben 772.6Datenauswertungen 772.6.1Beschreibende und schließende Statistik 782.6.2Zusammenhangsanalysen und Regressionsmodell 802.6.3Kausalmodelle 812.7Neuere Entwicklungen 862.7.1Text als Daten 862.7.2Räumliche Daten 872.7.3Netzwerkdaten 882.8Ausblick 89Literaturverzeichnis 913 Qualitative Sozialforschung 97Udo Kelle3.1Die qualitative Tradition der Sozialforschung 993.1.1Die kulturanthropologische Ethnografie 993.1.2Die »Chicagoer Schule« 1003.1.3Kritik an der qualitativen Feldforschung 1013.1.4Die aktuelle qualitative Sozialforschung 1033.2Theoriegrundlagen qualitativer Methoden 1033.2.1Erklären und Verstehen 1043.2.2Die interpretative Soziologie: Phänomenologie und Symbolischer Interaktionismus 1053.2.3Der Konstruktionscharakter sozialer Wirklichkeit: Ethnomethodologie, Konstruktivismus und hermeneutische Wissenssoziologie 1063.2.4Die postmoderne Radikalisierung konstruktivistischer Positionen 1113.2.5Poststrukturalismus, Postmodernismus und politische Standpunktepistemologie 1113.3Die Erhebung und Auswertung qualitativer Daten 1153.3.1Fallauswahl und Fallkontrastierung 1173.3.2Qualitative Datenerhebung 1183.3.3Die Auswertung qualitativer Daten 1233.4Die Qualitat qualitativer Forschung 126Literaturverzeichnis 1274Kultur 133Karl-Siegbert Rehberg& Stephan Moebius4.1Die kulturelle Dimension 1364.1.1Kulturbegriffe 1364.1.2Die Entstehung der Kultursoziologie 1414.2Die Elemente der Kultur 1434.2.1Materielle und nichtmaterielle, objektive und subjektive Kultur Verkörperungen 1444.2.2Werte 1454.2.3Normen 1474.2.4Symbole 1494.2.5Sprache 1514.2.6Wissen 1524.3Kulturelle Unterschiede und Integration 1534.3.1Kulturelle Integration 1534.3.2Kulturelle Unterschiede und Subkulturen 1534.3.3Die Produktion der Kultur 1564.4Kultur und Massenmedien 1604.4.1Kulturelle Globalität 1614.4.2Kultur und Gesellschaft Zeitdiagnosen 162Literaturverzeichnis 1645Interaktion, Institution und Gesellschaft 171Ansgar Weymann5.1Soziales Handeln und Interaktion1725.1.1Die Definition der Situation 1735.1.2Symbolischer Interaktionismus und Pragmatismus 1755.1.3Der dramaturgische Ansatz 1775.1.4Ethnomethodologie 1805.1.5Sozialer Austausch und rationale Wahl 1815.2Das Gewebe sozialer Beziehungen 1825.2.1Die Analyse von Netzwerkmustern 1835.2.2Grundbegriffe der Netzwerkanalyse 1845.2.3Wie bekommt man einen Job? 1865.2.4Position und Macht in Netzwerken 1885.3Institutionen und Gesellschaft im Wandel 1895.3.1Status und Rolle 1895.3.2Bevölkerungsstruktur1925.3.3Institutionen 1935.3.4Neo-Institutionstheorie: Isomorphismus 1955.3.5Modernisierung und Globalisierung 196Literaturverzeichnis2006Sozialisation 209Dieter Geulen , Hermann Veith6.1Anthropologische Voraussetzungen der Sozialisation 2116.1.1Die menschliche Konstitution 2116.1.2Die menschliche Handlungsfähigkeit 2126.1.3Die menschliche Entwicklung 2146.

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